Im Rahmen der gut besuchten Veranstaltung stellten die Professoren Dr. Ringel, Dr. Herbes und Dr. Roth und ihre Arbeitsgruppen die Breite des Themas „Erneuerbare Energien“ an der HfWU in Forschung und Lehre in Kurzvorträgen vor und erörterten deren Relevanz für Nürtingen.
Dass auf lokaler Ebene weiterhin große Potenziale zu Energieeinsparungen und Klimaschutz bestehen, zeigt eine Umfrage der HfWU unter der Überschrift „Kennen Sie Ihren Energieverbrauch?“. So kannten bei einer Umfrage unter Passanten in Geislingen nur rund 40% der 80 Befragten ihren genauen Energieverbrauch bzw. hatten sich über Fördermöglichkeiten für Gebäudesanierung informiert. Die Umfrage zeigte im gewerblichen Bereich, dass viele Betriebe ebenfalls Einsparpotentiale bei Heizung, Kühlung oder Druckluft oft außer Acht lassen – es gibt also auch hier noch viel Aufklärungsbedarf. In Nürtingen und anderen Kommunen Deutschlands wird es wohl ähnlich sein, da ist sich Professor Dr. Marc Ringel sicher. Die HfWU unterstützt in vielen Projekten zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz die lokalen Akteure, etwa bei der Unterstützung der Stadt Geislingen zur energetischen Optimierung der Straßenbeleuchtung.
Über 880 Bürgerenergiegenossenschaften (BEGs) gibt es in Deutschland, die auf lokaler Ebene mit viel Engagement die Energiewende in Kleinprojekten umsetzen. Seit der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 müssen sich BEGs mit risikoreicheren und komplexeren Projekten auseinandersetzten als zuvor, was potentiell zu Konflikten innerhalb einer Genossenschaft führen kann. Professor Dr. Carsten Herbes und seine Arbeitsgruppe beleuchten in dem vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekt BENERKON mittels einer umfangreichen empirischen Untersuchung Konflikte in BEGs. Das Team entwickelt derzeit einen Leitfaden, der den BEGs helfen soll, die Konflikte konstruktiv zu handhaben. Außerdem werden ab Herbst/Winter eine Reihe von Workshops angeboten, in denen BEG-Vorstände ihre Fähigkeiten zu einer solchen konstruktiven Konflikthandhabung schulen können.
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Christian Tilk und Professor Dr. Michael Roth erörterten in Ihrem Vortrag die erweiterten Möglichkeiten einer neuartigen Solarpotenzialanalyse für Nürtingen auf Basis des hochauflösenden und aktuellen 3D-Stadtmodells. Da in Nürtingen die Solarenergie das mit Abstand größte Potenzial an regenerativen Energien darstellt, ist es nicht verwunderlich, dass Nürtingen bei der Solarpotenzialanalyse eine Vorreiterrolle gespielt hat und in Zukunft auch wieder spielen kann. Die erste Potenzialanalyse für Nürtingen wurde 1998 von der BUND Ortsgruppe Nürtingen durchgeführt. Auf Papierkarten des Stadtplanungsamts wurden geeignete Dachflächen von ca. 20% des Siedlungsgebietes von Nürtingen ermittelt und auf die Gesamtsiedlungsfläche hochgerechnet. Als Ergebnis wurden 70 ha für Solarnutzung geeignete Dachflächen ermittelt, was den aktuelleren Ergebnissen erstaunlich nahe kam. Eine flächenscharfe Aussage konnte jedoch noch nicht getroffen werden. 2010 ging die Solardachinfo der Stadt Nürtingen und der Stiftung ÖKOWATT, von der HfWU erstellt, ans Netz. 2012 wurde dann auch die landesweite Solarpotenzialauskunft der LUBW fertiggestellt.
Von der Projektgruppe um Professor Roth wird momentan das Konzept für eine erweiterte Solarpotenzialanalyse entwickelt, die nicht nur eine Fortschreibung der Solardachinfo darstellt, sondern völlig neue Möglichkeiten bieten soll. Eine leistungsfähige Software ist in der Lage, aus Luftbilddaten ein 3D Stadtmodell mit hundertfach genauerer Auflösung zu erstellen, wie bei den Grundlagen für die Solardachinfo.
Im Anschluss an die Kurzvorträge stellten Studierende des Seminars „Landschaft und Energie“ unter Führung von Professor Dr. Roth und Kai Damitz, re-enco Nürtingen, ihre Seminararbeiten zum lokalen Nürtinger Biomasse- und Solarpotential vor. Die Ergebnisse der Studierenden fanden großes Interesse bei den Teilnehmern des Energietischs und wurden ausführlich diskutiert.
Fotos: © oekowatt stiftung
Professor Dr. Michael Roth und Christian Tilk erörterten in Ihrem Vortrag die erweiterten Möglichkeiten einer neuartigen Solarpotenzialanalyse für Nürtingen auf Basis des hochauflösenden und aktuellen 3D-Stadtmodells.