Wie wir Putins Kriegskasse austrocknen

Schluss mit Öl und Gas im Heizungskeller – was jeder Hausbesitzer tun kann, außer den Thermostat herunterdrehen –

Hunderte Millionen Dollar überweist der Westen nach Russland für Gas, Öl und Kohle. Und zwar jeden Tag. Um von der Abhängigkeit weg zu kommen kann jeder, vor allem Hausbesitzende, etwas machen. Wobei die Schwierigkeit sein wird, ob es schon für den kommenden Winter
nennenswerte Fortschritte zu mehr Unabhängigkeit geben kann. Wir müssen beim Heizen weg von Öl und Gas.

Hier eine Übersicht zu den Alternativen im Heizungskeller.
Ersatz alter Öl- und Gasheizungen durch effizientere?
Ganz schlecht erscheint eine neue Investition in die alten fossilen Energieträger, die erst zur Abhängigkeit von Russland geführt haben. Wer sofort etwas machen will, auch weil der alte Öl- oder Gasbrenner raus muss, dabei aber doch keine Alternative zu seinem Gasanschluss oder
Ölkeller sieht, der muss wenigstens diese Bedingungen erfüllen: Die neue Heizung hat ein Brennwertgerät zu sein, das einen deutlich höheren Wirkungsgrad hat. Es müssen Komponenten dazu, die erneuerbare Energien einsetzen. Das verlangt schon der Gesetzgeber. Im klassischen Fall ist das der Warmwassersonnenkollektor auf dem Dach, möglichst auch für die Heizungsunterstützung. Der Wärmebedarf des Hauses gehört generell gesenkt. Das Dämmen der obersten Geschossdecke ist schon lange ein Muss, verankert in der Landesbauordnung. Nur wird
es nicht kontrolliert. Dort zu dämmen, ebenso die Kellerdecke, lässt sich auch selber machen.
Wenn nicht viel besser gleich der Berater von der Energieagentur geholt wird. Wer partout meint, weiter Öl und Gas im Haus haben zu müssen, der sollte sich eh beeilen. Im Koalitionsvertrag heißt es, dass ab 2025 keine Verbrenner für die Fossilen mehr eingesetzt werden dürfen. Und die Koalition hat jetzt jüngst beschlossen, dass das Datum vorgezogen wird mit neuen Vorgaben. Ab Anfang 2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das wäre dann, soweit es keine Ausnahmen gibt, das Aus für Öl- und Erdgasheizungen. Wobei Hauseigner eine bessere Förderung bekommen sollen, wenn sie ihre mehr als 20 Jahre alte Anlage austauschen. Empfohlen wird die Wärmepumpe.

Ist die Wärmepumpe wirklich die große Alternative?

Das Gerät, das im Regelfall mit der Umgebungstemperatur arbeitet und dabei wie ein umgekehrter Kühlschrank wirkt, ist mehr und mehr in den Vorgärten und Hinterhöfen zu finden. Für gut gedämmte Neubauten sicher eine recht ressourcenschonende Alternative. Freilich nicht billig, wenn ein Altbau umgerüstet werden soll – in der Regel doppelt so teuer wie eine Gasheizung. Komfortabel und ökologisch ist diese Technik nur, wenn Heizschlangen im Fußboden liegen, das Haus gut gedämmt ist und der Heizungsbauer wirklich vom Fach. Die Meldungen von schlecht geplanten und eingestellten Wärmepumpen häufen sich. Im schlimmsten Fall wird in den ganz kalten Tagen vollkommen mit Strom geheizt. Ganz und gar nicht nachhaltig und zudem sehr teuer. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach gehört bei  Wärmepumpenkunden zur Pflicht gemacht, denn wir haben gerade einmal 50 Prozent regenerativen Anteil am Strommix erreicht.

 

Sind Holzheizungen gar nicht so nachhaltig?
Das Verfeuern von Holz sei gar nicht so umweltfreundlich, das war zuletzt immer wieder zu lesen – egal ob Scheitholz oder Pellets. Das ist freilich eine typisch deutsche Luxusdiskussion. Natürlich wird es irgendwann ungesund, wenn in einem Wohngebiet lauter alte Holzheizungen mit schlechten Abgaswerten in den Kamin feuern. Der Feinstaub erreicht dann kritische Werte. Doch davon sind wir weit entfernt. Als klimaschonend gelten Biomasseheizungen weiter, soweit aufgeforstet wird. Der junge Wald bindet mehr CO-2 als der alte. Josef Broll, der Spezialist für Kommunales Wärmemanagement bei der Energieagentur Rems-Murr wundert sich auch, was da in der Diskussion alles zusammengerührt wird. Freilich, „können nicht alle mit Holz heizen“. Das gibt kein Wald her. Und wenn die Kommunen das Heizen übernehmen?

Auf diese Lösung setzen nicht wenige Wärmewende-Strategen. Gerade eben meldet Feuerbach ein klimaneutrales Quartier. Die Stuttgarter Stadtwerke haben 170 neue Wohneinheiten an das Nahwärmenetz angeschlossen. Es entnimmt über einen Wärmetauscher dem Abwasser unter der Straße die Wärme. Eine große Wärmepumpe und für ganz kalte Tage eine Kraft-Wärme- Kopplung, befeuert mit Biomethan, übernehmen die Versorgung. Alles gute Ansätze, freilich keine Lösung für den nächsten Winter. Am Geld liegt es eigentlich nicht. Es gibt Förderprogramme.

Wie wäre es einfach mit Energiesparen?
Die Heizung um 1 Grad runterzudrehen spart etwa 6 Prozent Energie. Eigentlich das Naheliegendste. Und wenn alle Anlagen optimal laufen würden, dann wären zehn Prozent Einsparung kein Problem. Vor allem auch bei Großkunden wie Gewerbebetriebe und Kommunen. Da läuft in einer Schule die Heizung in der Nacht und in den Ferien durch. Die "größte Chance“ findet sich im optimierten Betrieb mit Einstellungen der Anlagen, wann sie läuft und wann nicht. Auch Lüftungsanlagen liefen, wenn sie gar nicht gebraucht werden. Da entscheidend etwas zu machen, das ließe sich relativ kurzfristig bewerkstelligen. Zumal ja auch zuerst den Betrieben der Gashahn zugedreht werden würde.

Was kann jetzt wirklich jeder Einzelne tun?
Außer seine Anlage optimieren, den sogenannten hydraulischen Abgleich bewerkstelligen lassen, auf eine sparsame Pumpe zu achten und die Regler in den Zimmern runterdrehen bleibt dann eben doch die eine Maßnahme: Dämmen, dämmen, dämmen. Darauf weist Jürgen Menzel hin, der Leiter der Energieagentur Rems-Murr, ein Versorgungstechniker. Die Sanierungsraten alter Häuser müssen hochgetrieben werden, schließlich gibt es auch stattliche staatliche Zuschüsse. Wer jetzt sagt, aber ich kriege ja gar keinen Handwerker her, der kann trotzdem schon mal anfangen. Die Kellerdecke dämmen, Matten auf die oberste Geschossdecke legen, das geht auch in Eigenregie. Möglichst vorher mit Beratung. Und sage keiner, dass es ihm nicht selbst nützt. Erste Berechnungen gehen davon aus, dass jede Familie im kommenden Winter mit 2 000 Euro Mehrkosten für Energie rechnen muss. Worauf warten wir?

Foto und Text: Stiftung ÖKOWATT Nürtingen